Prix Frutiger
Über den Prix
Die Stiftung Adrian und Simone Frutiger, eine gemeinnützige Institution von öffentlichem Interesse, wurde im Jahre 1988 von Adrian und Simone Frutiger gegründet. Sie vergibt jährlich den „Prix Frutiger“ in der Höhe von CHF 20'000.-.
Dieser Preis wird vom Stiftungsrat auf Antrag des von ihm eingesetzten wissenschaftlichen Beirates vergeben. Mit dem Preis soll eine in der Schweiz durchgeführte postdoktorale Forschungsarbeit (Forschungsbericht und Publikationen oder Dissertation plus zusätzlicher Forschungsbericht und Publikationen) ausgezeichnet werden, die einen wichtigen Beitrag oder eine Innovation von (inter)nationaler Bedeutung auf dem Gebiet der Neuropsychiatrie und Neuropsychologie leistet, insbesondere wenn sich diese auf Kinder und Jugendlichen bezieht.
Die Deadline für die Einreichung von Anträgen für den Preis ist jährlich der 31. März.
The deadline for submitting applications for Adrian and Simone Frutiger Prize is March 31 each year.
Bisherige Preisträger*innen
2023
Mélodie Derome, PhD
Sie hat exzellente neurowissenschaftliche Forschungen im Jugendalter und in der so genannten Ultrahochrisiko-Phase (ultrahigh risk = UHR) unmittelbar vor dem Ausbruch einer Psychose durchgeführt. Es ist wichtig festzustellen, dass die UHR-Phase oft während der Adoleszenz auftritt, einer Periode, die durch eine schnelle und signifikante neuronale Reorganisation gekennzeichnet ist. Es besteht immer noch kein Konsens über die genaue Art der Beeinträchtigung vor dem Ausbruch der Störung. Frau Derome war eine der ersten, die Entwicklungsmessungen während der Adoleszenz vornahm. Sie hat unser Verständnis der drei Prädiktoren Schizotypie, anomale Selbsterfahrung und Trauma in der Kindheit bei Schizophrenie deutlich vorangebracht und die Bedeutung der positiven Schizotypie für die Entwicklung des Risikos, Selbstbeeinträchtigungen (self-disturbances) zu entwickeln, insbesondere beim Übergang von der Kindheit zur Adoleszenz bestätigt. Schizotypie könnte daher zu einem der Marker für das Psychoserisiko werden. Der Preis wird eine nachhaltige Förderung ihrer exzellenten Spitzenforschung darstellen und ihre Forschungskarriere maßgeblich beeinflussen.
Andjela Markovic, PhD
Sie hat mit mehreren originellen und zeitgemäßen Projekten Spitzenforschung zum Zusammenhang zwischen Schlafverhalten, Neurophysiologie und Umweltfaktoren betrieben. Beispielsweise anhand von Längsschnittdaten von 781 Familien, die während des COVID-19 Lockdowns im Jahr 2020 beobachtet wurden, untersuchte sie die Risiko- und Schutzfaktoren für das Schlafverhalten von Kleinkindern und veröffentlichte diese Arbeit im Journal of Sleep Research. Dieses Wissen bietet die Möglichkeit, frühzeitige Interventionen zur Förderung des Schlafs von Kindern und damit einer gesunden Entwicklung zu erarbeiten. Die wissenschaftliche Erfolgsbilanz von Dr. Markovic ist beeindruckend: In diesem frühen Stadium ihrer Karriere wurde ihre Arbeit bereits über 280 Mal zitiert. Sie ist als Autorin von 16 Original-Peer-Review-Publikationen aufgeführt. Davon war sie 15 Mal Erst- oder Letztautorin, hauptsächlich in neurowissenschaftlichen und psychiatrischen Fachzeitschriften. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dr. Markovic eine außergewöhnliche, talentierte und fleißige Wissenschaftlerin ist, die eine bemerkenswerte Entwicklung als professionelle Forscherin gezeigt hat.
2021
PD Dr. med. Felix Müller, Basel
Für seine klinische Forschung zur Anwendung von LSD als Mittel zur Behandlung von Angsterkrankungen und Depression. Bisherige Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit sporadischen Gaben langanhaltende Besserungen dieser Erkrankungen erreicht werden können. Ein Schwerpunkt seiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit liegt auf den neuronalen Korrelaten von akuten LSD-Effekten beim Menschen, die mittels funktioneller Bildgebung untersucht werden. Diese Studien erbrachten innovative Erkenntnisse im Hinblick auf mögliche Wirkmechanismen dieser Substanz. Seit Anfang 2020 führt er eine randomisierte Doppelblind-Studie zur Behandlung von Depression mit LSD durch.
Dr. med. Pierre Progin, Lausanne
Für die weitere Entwicklung des robotischen Ansatzes für Diagnostik und Therapie von Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie durch Anwendung virtueller Realität. Mit dieser Technik können psychoseähnliche Symptome unter sicheren Bedingungen hervorgerufen werden. Dies erlaubt den Einsatz neuer Therapien zur Steuerung psychotischer Symptome, die im Alltag schwer kontrollierbar sind.
2020
Dr. Pawel Matusz, Lausanne
Für seine Leistungen bei der Anwendung modernster bildgebender Verfahren des Gehirns, um zu verstehen, worauf Kinder in naturalistischen, multisensorischen Umgebungen ihre Aufmerksamkeit richten und welche Rolle diese Fähigkeiten für den Bildungserfolg spielen.
2019
Dr. med. Tobias Bracht, Bern
Für seinen Beitrag zum Verständnis der Neurobiologie depressiver Erkrankungen in verschiedenen Lebensabschnitten. Seine Untersuchungen zu zentralen Symptomen der Depression wie Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit in jungen Erwachsenen bedienen sich moderner, hochkomplexer Methoden zur Darstellung der Stärke und des Verlaufs von Nervensträngen innerhalb des Gehirns. Diese Nervenstränge verbinden Regionen, die bei Gesundheit ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Aktivität und Inaktivität, und der emotionalen Empfindsamkeit sichern. Im Vergleich verschiedener Altersgruppen und klinischer Situationen zeigte er signifikante Unterschiede, die dazu beitragen, moderne, nichtpharmakologische Therapieverfahren gezielter einzusetzen und die individuelle Wirksamkeit vorherzusagen.
Dr. phil. Iliana Irini Karipidis, Zürich
Für ihren Beitrag zur Früherkennung der Dyslexie mit dem Ziel rechtzeitiger, wirksamer und individuell abgestimmter Therapien. Ihre Untersuchungen zur Entwicklung der Lesekompetenz im ersten Schuljahr von 6- bis 7-jährigen Kindern mit unterschiedlichem familiären Risiko für Dyslexie zeigen, dass die Fähigkeit zur Integration von Buchstaben, Sprache und Klang die Leseleistung nach 6 Monaten Unterricht vorhersagen kann. Eine Reihe von Verhaltens- und neurobiologischen Merkmalen klären die Mechanismen für eine erfolgreiche Integration der linguistischen audiovisuellen Information und können für eine gezielte, individuelle Förderung eingesetzt werden.
2018
Dr. sc. nat. André Schmidt, Basel
Für seine exzellente Arbeit über die strukturelle Desorganisation von Netzwerken bei jungen Menschen mit klinischem Hochrisiko für Psychosen. Ziel seiner Forschung ist es, auf Neuroimaging basierende Quantifizierungsinstrumente in die klinische Praxis einzuführen, um den individuellen Krankheitsverlauf, das Ansprechen auf die Behandlung und das Rückfallrisiko genau vorherzusagen.
2017
Sébastien Urben, PhD, Lausanne
Für seinen wichtigen Beitrag zum Verständnis unterschiedlicher Reaktionen auf Stress im Wechselspiel zwischen Psychopathologie der Entwicklung und Selbstregulierung, sowie für sein nachhaltiges Engagement für die Umsetzung einer evidenzbasierten Praxis in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Dr. med. Katharina Stegmayer, Bern
Für ihre Studien zu verschiedenen Formen nicht-verbaler Kommunikation bei Schizophrenie mit neurobiologischer Bedeutung und klinischer Relevanz. Ihre Forschung ist originell und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Pathophysiologie, aber auch zu einem besseren Verständnis junger Patient*innen mit einer schizophrenen Erkrankung.
2016
Dr. phil. Regula Everts, Bern
Für ihre bedeutende Erforschung der Hirnentwicklung frühgeborener Kinder. Mit neuropsychologischen und neuroradiologischen Methoden untersuchte sie die noch wenig erforschte kognitive Entwicklung und Hirnreifung Frühgeborener, welche bekanntermassen mit kognitiven Einbussen mit Lernbehinderung belastet sind. Frau PD Everts und ihre Forschungsgruppe konnte nun nachweisen, dass die Frühgeborenen bis zum Erreichen des Schulalters punkto Hirnstruktur, funktionellen zerebralen Netzwerken und kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zu Termingeborenen über ein erhebliches Aufholpotential verfügen, das einer gezielten Förderung offen steht und entwickelte dafür ein spezielles Gedächtnistraining.
2015
Dr. phil. Tobias U. Hauser, Zürich
Für seine am universitären Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst des Kantons Zürich in Zusammenarbeit mit dem Psychologischen Institut der Universität Zürich erarbeiteten hervorragenden wissenschaftlichen Beiträge zum besseren Verständnis der neurokognitiven Mechanismen des Lernens und der Entscheidungsbildung bei gesunden Adoleszenten im Vergleich zu Erwachsenen und bei Adoleszenten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (engl. attention deficit hyperactivity disorder) und Zwangsstörungen (engl. obsessive-compulsive disorder). Dies gelang ihm durch Anwendung einer anspruchsvollen Untersuchungs-Methodik, welche kernspintomographische und elektrophysiologische Techniken am Gehirn kooperierender Menschen kombinierte.
2014
Dr. med. Philipp Homan, Bern
Für seinen Beitrag zum pathophysiologischen Verständnis und zur klinischen Behandlung akustischer Halluzinationen bei Schizophrenie. Halluzinationen stellen ein ernstes Problem in der Behandlung der Schizophrenie dar, im schlimmsten – und leider gar nicht seltenen Fall – sind sie ein Grund für Suizid. Für akustische Halluzinationen konnte eine Aktivierung von Sprachregionen des Gehirns nachgewiesen und diese Regionen konnten in weiterer Folge mit transkranieller Magnetstimulation (TMS) beeinflusst werden. Das führte in zahlreichen Studien zu einer Verbesserung der Symptome. Allerdings scheint es Patient*innen zu geben, die besser und andere, die weniger gut auf die Therapie ansprechen. Dr. Homan konnte nun zeigen, dass mittels regionaler neuronaler Aktivität das Ansprechen auf TMS vorhergesagt werden kann.
2013
Dr. Kai Jann, Los Angeles
Für die Entwicklung neuer, eigenständiger Methoden zur kombinierten Untersuchung elektrophysiologischer und bildgebender Messungen von Ruhezuständen des menschlichen Gehirns. Aus seiner Arbeit sind nützliche und praktikable Instrumente für klinische Studien neuropsychiatrischer Erkrankungen entstanden, wie er bereits in einer Untersuchung semantischer Netzwerke bei Schizophrenie zeigen konnte. Herr Dr. Jann hat Methoden entwickelt, die von klinischen Forschern verwendet werden können und für die Untersuchung junger Patienten geeignet sind, um Erkrankungen wie Epilepsie, Autismus, oder ADHS besser zu verstehen und zu behandeln.
2012
Dr. Johannes Letzkus, Basel
Für seine herausragenden Arbeiten zur Plastizität des Gehirns und zu einem Regelkreis im auditorischen Kortex, der konditionierte Angst vermittelt. Mit seinem multidisziplinären Ansatz gelang ihm ein origineller Beitrag mit grosser Bedeutung für das Verständnis der Rolle des auditorischen Kortex für Lernen, emotionale Entwicklung und die damit verbundenen Mechanismen zur Modulation von Arousal, Aufmerksamkeit und Kognition.